Suizid und Selbstverletzung

Aktualisiert: 10. Oktober 2024

Jeder Mensch erlebt Höhen und Tiefen mit seiner psychischen Gesundheit. Falls du oder jemand, den du kennst, Fragen zu psychischer Gesundheit, Selbstverletzung oder Suizid hat, ist es wichtig zu wissen, dass es Hilfe gibt, dass eine Genesung möglich ist und dass du nicht allein bist.

Was sind Suizid und Selbstverletzung?

Gedanken, dass du sterben willst, werden als Suizidgedanken bezeichnet. Wenn eine Person versucht, diesen Gedanken nachzugehen, nennt man das einen Selbstmordversuch. Wenn ein Selbstmordversuch tödlich endet, nennt man das einen Tod durch Suizid. Suizid ist vermeidbar und nicht jeder Mensch, der mit Selbstmordgedanken kämpft, stirbt dadurch. Selbstverletzung liegt vor, wenn eine Person ihren eigenen Körper absichtlich verletzt. Selbstverletzung unterscheidet sich von einem Selbstmordversuch, denn nicht jeder Mensch, der sich selbst verletzt, will sterben. Wir sollten alle Gedanken an Suizid oder Selbstverletzung sowie entsprechende Verhaltensweisen ernst nehmen und als Hilferuf werten.

Hilfe holen

Es ist wichtig, es zu erkennen, wenn psychische Probleme andauern und das tägliche Leben erschweren. Anzeichen dafür, dass jemand u. U. mit seiner psychischen Gesundheit kämpft, sind Veränderungen im Verhalten, in der Stimmung und in der Kommunikation, z. B.:

  • Veränderungen beim Appetit, beim Schlafverhalten oder bei Energieleveln
  • Abkapseln von Freund*innen und der Familie oder reduzierte Teilnahme an üblichen Aktivitäten
  • Schwierigkeiten bei der Arbeit, in der Schule oder in anderen Bereichen des Lebens
  • Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit, Reizbarkeit oder größere Angst als normal
  • Aussagen wie „Du wärst ohne mich besser dran“, „Ich wünschte, ich könnte einschlafen und würde nie wieder aufwachen“ oder „Es ist mir egal, ob ich lebe oder sterbe“

Was kann ich tun, wenn ich denke, dass ich Hilfe brauche?

Es kann schwer sein, sich Hilfe zu holen, wenn du Probleme hast, aber du bist nicht allein; es gibt Hilfe. Um Hilfe zu bitten, ist immer in Ordnung und bedeutet nicht, dass du versagt hast. Im Gegenteil: Es ist einer der wichtigsten Schritte, den du für deine Genesung tun kannst.

Du könntest je nachdem, was du brauchst und wie es für dich am angenehmsten ist, verschiedene Arten von Unterstützung in Betracht ziehen. Hier sind einige Ressourcen, über die du dir Hilfe holen kannst:

  • Freund*innen, Familienmitglieder oder andere Gemeinschaften. Freund*innen, Familienmitglieder, Hobbygruppen oder Religionsgemeinschaften, falls du dich mit einer solchen identifizierst, können eine tolle Quelle der Unterstützung und Ermutigung sein. Sie können dir einfühlsam zuhören, wie du dich fühlst, und dich daran erinnern, dass du eine schwere Zeit nicht allein durchstehen musst.
  • Krisen-Helpline für psychische Gesundheit oder eine Suizid-Helpline. Wenn du dich an eine Helpline wendest, wirst du mit einer geschulten Fachkraft verbunden, die dir Fragen dazu stellt, wie du dich fühlst und ob du Gefahr läufst, dich selbst zu verletzen. Bei manchen Helplines kannst du per Textnachricht oder telefonisch Hilfe erhalten, je nachdem, was du bevorzugst. Du musst dich nicht in einer lebensbedrohlichen Krise befinden, um eine Suizid-Helpline zu kontaktieren. Du kannst in einem anonymen, vertraulichen Rahmen über alles reden, was dich bedrückt.
  • Arzt*Ärztin. Dein Arzt*Deine Ärztin kann dir dabei helfen, Veränderungen bei deinen Gefühlen und deinem Verhalten zu beurteilen, Empfehlungen für Veränderungen in deinem Lebensstil (z. B. Schlafgewohnheiten, Bewegung und Ernährung) geben und dich bei Bedarf an andere Gesundheitsfachkräfte überweisen.
  • Fachkraft für psychische Gesundheit. Eine spezialisierte Fachkraft für psychische Gesundheit kann Unterstützung und Behandlung bei psychischen Problemen anbieten und ggf. auch psychische Erkrankungen diagnostizieren. Die Fachkraft bespricht eventuell Behandlungsmöglichkeiten wie Medikamente oder Gesprächstherapien mit dir. Sie kann dir auch dabei helfen, einen Sicherheitsplan zu erstellen, falls du suizidgefährdet bist oder einen Drang zum Selbstmord verspürst.
  • Personen, die eine ähnliche Situation durchlebt haben. Manchmal kann es sehr helfen, mit einer Person zu sprechen, die eine ähnliche psychisch belastende Situation durchgestanden hat. Selbsthilfegruppen in deiner Nähe bieten möglicherweise Telefon-Hotlines an, die mit Menschen besetzt sind, die ähnliche Situationen durchlebt haben, und vielleicht gibt es in deiner Nähe auch spezielle Gesprächskreise für Personen, die sich in derselben Situation wie du befinden.

Was kann ich tun, um einem Freund*einer Freundin zu helfen?

Falls du vermutest, dass ein*e Freund*in an Selbstmord denkt oder sich selbst verletzt, ist es ganz normal, dass du dich vielleicht überfordert fühlst oder nicht weißt, wie du helfen kannst. Hier sind einige Tipps, wie du einem Freund*einer Freundin helfen kannst:

  • Beginne ein Gespräch. Wenn du dir Sorgen über das veränderte Verhalten eines Freundes*einer Freundin machst und meinst, dass irgendetwas nicht stimmt, scheue dich nicht, deine*n Freund*in direkt darauf anzusprechen. Du könntest dich zum Beispiel mit deinem Freund*deiner Freundin verabreden und ihm*ihr sagen, dass du dir Sorgen um ihn*sie machst, weil du den Eindruck hast, dass er*sie in letzter Zeit sehr niedergeschlagen war. Frage deine*n Freund*in direkt, wie er*sie sich fühlt. Die direkte Frage nach Suizid bringt niemanden auf die Idee, sich umzubringen, und erhöht auch nicht das Risiko. Du könntest beispielsweise direkt diese Frage stellen: „Hast du schon einmal daran gedacht, dein Leben zu beenden?“ Weitere Ratschläge, wie du mit jemandem über Suizid oder Selbstverletzung sprechen kannst, findest du im Well-Being-Leitfaden von TikTok.
  • Höre mit Einfühlungsvermögen und ohne zu urteilen zu. Biete keine Lösungen an und wechsle nicht das Thema. Sei geduldig und bleibe ruhig, wenn es Sprechpausen gibt. Versuche, offene Fragen zu stellen, z. B. „Was beschäftigt dich gerade?“ und „Was kann ich tun, um dir zu helfen?“. Achte auf die Emotionen, die in den Antworten deines Freundes*deiner Freundin zum Ausdruck kommen. Wir können anderen helfen, indem wir einfach gut zuhören.
  • Biete deinem Freund*deiner Freundin an, ihn*sie bei der Suche nach professioneller Hilfe zu unterstützen. Du kannst eine wichtige Rolle bei der Genesung deines Freundes*deiner Freundin spielen, indem du ihn*sie ermutigst, professionelle Hilfe bei einem Therapeuten*einer Therapeutin oder einem Arzt*einer Ärztin zu suchen, eine Suizid-Hotline zu kontaktieren oder sich an eine örtliche Selbsthilfegruppe zu wenden.
  • Achte auf dich selbst. Wenn du anderen Menschen in deinem Umfeld ein offenes Ohr schenkst und ihnen hilfst, kostet das viel Energie. Vielleicht belastet dich das, was du gehört hast, oder du bist ausgebrannt, insbesondere wenn es um Themen wie Suizid oder Selbstverletzung geht. Wenn du merkst, dass die Unterstützung eines Freundes*einer Freundin deine eigene psychische Gesundheit belastet, scheue dich nicht, eine Pause einzulegen, gesunde Grenzen zu setzen oder mit einer Person deines Vertrauens zu sprechen.

Weitere Informationen darüber, wie du Freund*innen unterstützen kannst, die psychische Probleme haben, findest du im Well-Being-Leitfaden von TikTok.

Sofort Hilfe holen

Falls du oder jemand, den du kennst, einen psychischen Notfall erlebt, wende dich bitte sofort an einen Arzt*eine Ärztin oder eine Suizidpräventions-Hotline.

Mehr erfahren

Wie kann ich auf TikTok sicher über meine Erfahrungen mit Suizid oder Selbstverletzung berichten?

Wenn du darüber nachdenkst, deine Geschichte auf TikTok zu teilen, solltest du dir den Leitfaden für das sichere Teilen deiner Geschichte ansehen, um Tipps zu erhalten. Schau dir auch den Abschnitt Suizid und Selbstverletzung in unseren Community-Richtlinien an.

Ist es normal, Gedanken an Suizid oder Selbstverletzung zu haben?

Auch wenn viele Menschen Gedanken an Suizid oder Selbstverletzung haben, sollten solche Gedanken immer ernst genommen werden. Wende dich an eine Person deines Vertrauens, um Hilfe zu erhalten, die du verdienst. Du bist nicht allein, es gibt Hilfe für dich.

Einige Tipps für den Umgang mit Gedanken an Suizid oder Selbstverletzung
  • Konzentriere dich immer nur auf den nächsten Schritt
    • Manchmal kann es passieren, dass wir uns in unseren Gedanken oder Gefühlen verfangen und überfordert sind. Erkenne, wenn das passiert, und achte auf deine Gefühle. Versuche, etwas Schönes zu machen, durch das du dich besser fühlst und Stress abbauen kannst, z. B. in die Natur gehen, Musik hören, mit Freund*innen austauschen oder künstlerisch aktiv werden. Ziehe in Erwägung, Personen, die einen negativen Einfluss auf dich haben, nicht mehr zu folgen, und deine Bildschirmzeit einzuschränken, falls bei dir beim Scrollen negative Gefühle aufkommen.
  • Beachte deine „Selbstgespräche“
    • Es ist ganz normal, Selbstgespräche als laufende Kommentare darüber zu führen, wie wir uns fühlen und was um uns herum gerade geschieht. Manchmal können Selbstgespräche negativ und toxisch werden, was dazu führen kann, dass wir uns schlechter fühlen. Übe, auf eine freundliche, geduldige und fürsorgliche Art und Weise mit dir selbst zu reden. Selbstgespräche sollten ähnlich geführt werden wie ein Gespräch mit deinem besten Freund*deiner besten Freundin.
  • Konzentriere dich auf deine inneren Stärken und Gründe für dein Leben
    • Versuche, an alle deine Stärken und Werte zu denken, die du hast. Denke an schwierige Zeiten, die du bereits überstanden hast, und an gute Momente, die in der Zukunft auf dich warten könnten. Wenn du dich auf diese Dinge konzentrierst, kannst du das große Ganze sehen und stolz auf dich und deine Leistungen sein.
    • Du könntest zum Beispiel Dinge auflisten, auf die du dich freust: Vielleicht möchtest du deine Lieblingsbuchserie zu Ende lesen oder es gibt Menschen in deinem Leben (z. B. deine Familie), für die du am Leben bleiben möchtest, damit du ihnen helfen kannst.
  • Finde heraus, was deine Auslöser sind, und plane im Voraus
    • Gedanken an Suizid oder Selbstverletzung können oft in bestimmten Situationen aufkommen, z. B. beim Lernen für Prüfungen, bei Veränderungen im Tagesablauf oder bei einem Streit mit Freund*innen oder Angehörigen. Finde heraus, was bei dir unangenehme oder negative Gefühle hervorruft. Mache eine Liste und bereite dich darauf vor, wie du dir Hilfe holst, wenn eine bestimmte Situation eintritt, oder was du alternativ tun kannst, anstatt dich selbst zu verletzen.
    • Du könntest z. B. einen Sicherheitsplan schreiben für den Fall, dass du mit dem Gedanken spielst, Suizid zu begehen oder dich selbst zu verletzen.
  • Ärztliche und psychologische Betreuung in Anspruch nehmen
    • Tipps wie die oben genannten werden von Organisationen zur Suizidprävention gegeben, die mit uns bei TikTok zusammenarbeiten. Die psychische Gesundheit eines jeden Menschen ist jedoch einzigartig. Der beste Weg, um herauszufinden, wie du mit Gedanken an Suizid oder Selbstverletzung umgehen kannst, ist, dich an einen Arzt*eine Ärztin oder eine psychologische Fachkraft zu wenden.

Haftungsausschluss

Die Ressourcen und Leitfäden des Sicherheitszentrums von TikTok bieten keine psychologischen oder medizinischen Dienste an. Die Informationen zum Thema „Suizid und Selbstverletzung“ bei TikTok sind kein Ersatz für eine medizinische, psychologische oder psychiatrische Diagnose, Behandlung oder Beratung. Von TikTok erstellte und verbreitete Inhalte dienen lediglich zu Informations- und Aufklärungszwecken. Ignoriere oder verzögere die Suche nach professionellem Rat nicht aufgrund der Verfügbarkeit von Diensten oder Bildungsmaterialien, die von TikTok angeboten werden.

Falls du dich in einer Krise befindest oder falls du oder eine andere Person in Gefahr ist oder einen medizinischen Notfall hat, rufe sofort deine örtlichen Notfalldienste an. Nutzer*innen sollten immer daran denken, dass sie nicht allein für die Sicherheit anderer Personen verantwortlich sind, sondern dass andere ihnen helfen können. Du musst dich nicht auf solche Gespräche einlassen, wenn du dich dazu nicht bereit fühlst.

Dieses Sicherheitszentrum wurde mit fachlicher Beratung durch die Internationale Vereinigung für Suizidprävention (IASP) erarbeitet.